Der verrückteste Therapiehund der Welt! oder Wer ist eigentlich Runa?

Seit Jahren hatten mein Mann und ich den Wunsch nach einem Hund, doch nie passte der Wunsch zu unserer Situation. Zu kleine Wohnung, kein Garten, nicht machbar mit den Arbeitszeiten…

Vor 4,5 Jahren schien dann alles passend. Wir waren ein paar Monate zuvor in unser eigenes Haus mit großem Garten gezogen, meine Arbeitsstelle erlaubte das Mitbringen von Hunden und wir hatten eine Züchterin gefunden, mit der wir uns wohl fühlten. Im Dezember 2015 zog Runa, eine Australien Shepherd Hündin bei uns ein.

Man müsste meinen, dass jahrelange Vorbereitung, sich Gedanken machen und Einlesen zum Thema Hundeerziehung und Rasse-spezifischen Themen uns vorbereitet hätte auf das, was dann folgte. 

Welpenerziehung: Ein Zustand, in dem man zu Hause nur noch in Jogginghose rumläuft, weil alles zerbissen wird! Wo Pipi-Pfützen aufwischen zur Tagesordnung zählt und sich alles nur noch um den kleinen Welpen dreht. Wo der Mann mit der Matratze unten beim Welpen schläft, damit der nicht so alleine ist und wo man sich immer wieder fragt: „Was haben wir nur falsch gemacht?“

Viele sagten uns: Das erste Jahr ist das Schwierigste, danach sind sie erwachsen. 

 

Runa ist jetzt 4,5 Jahre alt und manchmal erleben wir Situationen, die uns Hoffnung darauf machen, dass sie bald erwachsen sein könnte.

Auf den Spaziergängen, wenn unser Hund voller Energie und Freude um Menschen und Hunde herumspringt, fragt man uns: „Die ist noch jung, oder?“ Nennen wir dann ihr Alter, sind viele erstaunt. Aber das ist unsere Runa, immer etwas zu viel, aber immer sehr glücklich.

Aufgrund meiner beruflichen Ausbildung war für uns immer klar, dass unser Hund, wenn geeignet die Therapiehunde-Ausbildung machen sollte. Nachdem ich das erste Jahr regelmäßig eine Hundeschule mit Runa besucht habe, in der mein Hund vor allem damit auffiel, aufgeregt zu sein und sich wenig für mich und meine Kommandos zu interessieren, aber sehr für alles andere um sich herum, war ich mir sehr sicher, dass mein Hund für eine solche Ausbildung nicht geeignet sei.

Trotzdem meldete ich uns für einen Einsteigertag am Lernzentrum für Mensch und Hund an. Und Runa enttäuschte mich nicht und zeigte sich von ihrer „besten“ Seite. Sie bellte ihr aufgeregtes Tinnitus-Bellen, schaffte es in den vier Stunden nicht sich hinzulegen und hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den beiden Trainerinnen. Trotz allem waren Beide sich sicher, dass Runa alles mitbringe, um die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren.

Mittlerweile ist Runa eine ausgebildete Therapiehündin und ich heilfroh, dass wir die Ausbildung gemeinsam absolviert haben. Sowohl Runa, als auch ich haben sehr viel gelernt und Runa hat sich von einem ADHS-Hund, zu einem ADHS-Hund mit guter Ausbildung entwickelt. Ich sage immer: Ich weiss, dass mein Hund alles kann, was ich wir ihr beigebracht haben, ob sie es aber tut, wenn ich es verlange, das ist und bleibt ein Glücksspiel. 

Nach wie vor überlegt Runa selber, ob es ein Kommando wert ist, ausgeführt zu werden. Ein „hier“ bedeutet für Runa sich erstmal umzublicken, aus welchem Grund wir sie zurück rufen. Sichtet sie einen Hund, entscheidet sie, ob sie das Kommando ausführt oder doch lieber zum Hund läuft. 

Es gibt Zeiten in denen man die Stille der Tiere braucht, um sich von den Menschen zu erholen.

Sylvia Raßloff

 

Stille gab es bei uns seit Runas Einzug nur noch sehr wenig. Runa ist ein Hund, der zu der rassetypischen Energie auch noch zusätzlich extra aufgeregt ist. Das machte auch die Erziehung dieses Hundes schwer, weil sie zu konzentriertem Lernen oft zu aufgeregt war. 

 

Die Ausbildung war sehr zeitintensiv, doch die Mühen und das intensive Training haben sich ausgezahlt. Verhaltensweisen, die zu Beginn eine Herausforderung oder gar unmöglich waren, kann sie jetzt ausführen und aushalten. Ruhiges Liegen während die Kinder um sie herumtoben oder auf Kommando auf der Seite liegen und aushalten, was passiert. Das alles sind große Entwicklungen für Runa gewesen.

Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund. 

Hildegard von Bingen

 

Von Beginn an hatte ich Runa mit bei der Arbeit. Sie war mit mir im Büro und durfte schlafen, während ich arbeitete. Sie begleitete mich zu Teambesprechungen und Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen.

Und ich kann eines mit Sicherheit sagen. Ihre Anwesenheit hat jede Situation aufgelockert und entspannt. 

Die Kinder und Jugendlichen liebten es mit ihr zu toben oder sie während eines Gespräches zu streicheln. Trainingseinheiten mit Runa waren heißbegehrt und eine schöne Bereicherung der Gesprächssettings.

Die Mitarbeiter ließen sich durch Runa den anstrengenden Arbeitstag versüßen. Und jedes Mal waren alle enttäuscht, wenn ich ohne Runa zur Arbeit kam.

 

 

Für Runa sind alle Menschen ein Geschenk, über das man sich jeden Tag aufs neue bis zum äußersten freuen muss. Alles ist spannend und aufregend und immer eine Freude wert. 

Sie ist ein Hund, der die Herzen der Menschen schnell gewinnt. Sie versprüht Lebensfreude und schenkt allen Menschen Zuneigung, ob sie die wollen oder nicht.

Runa ist in ihrem Verhalten, als auch in ihrer Liebe zu Menschen grenzenlos. 

 

Nach 4,5 Jahren mit meinem Hund kann ich sagen, dass ich Hundeerziehung total unterschätzt habe und ihr schon das ein oder andere Mal gedroht habe, sie zu verschenken. Aber am Ende des Tages ist sie eine Bereicherung für unsere Familie und ihr Dasein tut uns allen gut.

 

Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.

Erich Kästner

Kommentar schreiben

Kommentare: 0