Reden ist silber, Schweigen ist gold? oder Wieviel Kommunikation braucht eine Partnerschaft

Reden ist silber, Schweigen ist gold? oder Wieviel Kommunikation braucht eine Partnerschaft?

 

Mein Mann und ich sind seit bald 13 Jahre verheiratet. Im Februar waren wir das erste Mal für mehrere Tage ohne die Kinder im Urlaub. Während wir die freien Tage in Freiburg verbrachten, wurden die Kinder von ihrer Tante verwöhnt.

Fünf Tage Freizeitgestaltung, wie wir sie uns wünschten, vier Abende in Ruhe und die Nächte ohne eine zusätzliche Person im Bett. Ein Traum und doch eine ungewohnte Situation.

 

An unserem letzten Abend saßen mein Mann und ich uns dann in einer Tapas-Bar gegenüber, tranken Wein (bzw. Cola), aßen Tapas und …. schwiegen. 

Neben uns saß ein Paar, vermutlich beim ersten Date, was unaufhörlich miteinander sprach. Ein Thema löste das nächste ab, auf eine Frage folgte die Nächste. Ich beobachtete die Beiden eine Weile und wandte mich dann meinem Mann zu. Und wir schwiegen weiter. 

Zusammengefasst, es war eine wundervoller ruhiger Abend, mit gutem Essen und Trinken, aber eben ohne besonders viel Konversation.

 

Es gibt Momente, da beunruhigen mich solche Situationen. Fragen wie: Haben wir uns nichts mehr zu sagen? Leben wir uns auseinander? Reden wir wirklich nur über die Kinder?, rumoren dann in meinem Kopf herum. 

Die Antwort auf diese Fragen ist: Ja manchmal reden wir echt nur über die Kinder und ja, manchmal reden wir einfach wirklich nur das Nötigste miteinander. Aber heißt das, dass etwas mit unserer Beziehung nicht stimmt? 

Für mich ist dies ein Zeichen für unterschiedliche Phasen, durch die eine Beziehung im Laufe der Zeit immer wieder geht. Und das betrifft sicherlich nicht nur mich und meinen Mann, sondern jede Beziehung. Und das ist normal.

Wir leben nicht nur in und um unsere Beziehung herum, sondern haben verschiedene Rollen, die wir erfüllen wollen oder auch müssen. Daher kommt es dazu, dass unsere Partnerschaft immer mal wieder in den Hintergrund rückt. Dann sind Themen aus dem Job, der Streit mit der Familie und die Entwicklung der Kinder wichtiger, als unsere Beziehung. Dann ist man gestresst und genervt, vielleicht auch unzufrieden mit der Situation, in der man sich befindet. Dann ist miteinander reden oder zärtlich sein vielleicht das Letzte was man tun möchte. Und das ist okay, denn manchmal ist schweigen das, was man braucht.

Wann ist wenig Kommunikation aber zu wenig Kommunikation? Wann ist es gefährlich, wenn außer den Kindern keine Themen mehr vorkommen? Wann ist die Aussage: „Wir haben uns nichts mehr zu sagen!“ ein Zeichen dafür, dass die Partnerschaft wirklich in einer Krise steckt?

 

Man soll sich beim Eingehen einer Ehe die Frage vorlegen: Glaubst du, dich mit dieser Frau bis in’s Alter hinein gut zu unterhalten? Alles andere in der Ehe ist transitorisch, aber die meiste Zeit des Verkehrs gehört dem Gespräche an.

Friedrich Nietzsche

 

Kommunikation, das Gespräch zwischen Partnern ist das, was eine Beziehung ausmacht. Das Fundament einer guten Beziehung ist die Kommunikation. 

Zu Beginn einer Beziehung, wo alles noch frisch und aufregend ist, redet es sich wie von selbst. Man möchte alles vom Anderen erfahren, jede Anekdote, jede Geschichte und jede Vorstellung vom Leben. Und manchmal ist vieles andere wichtiger, als miteinander zu reden.

Je länger die Partnerschaft dauert, desto weniger Neues und Aufregendes hat man sich zu erzählen. Der Alltag bringt nicht oft neues hervor und so bleibt dann immer häufiger der Gesprächsstoff aus. Stattdessen lebt man in einer Routine, ist froh, wenn der Arbeitstag geschafft ist, die Kinder im Bett sind und man endlich seine Ruhe hat. Wer will dann noch reden?

Doch Nietzsche macht mit seiner Aussage deutlich, dass eine lange Partnerschaft nur andauern kann, wenn das Gespräch existiert. Denn durch Kommunikation schaffen wir Nähe, Kontakt und Verbindung zum Gegenüber. Wir drücken Gefühle aus, benennen Bedürfnisse und machen unserer Unzufriedenheit Luft. Fehlt Kommunikation, so geht auch langfristig die Verbindung verloren. 

Daher bin ich sehr wachsam. Dauert unsere „Phase des Schweigens“ länger an? Werde ich unzufrieden mit der wenigen Aufmerksamkeit meines Mannes oder bin ich genervt, dass er wieder nur über seine Arbeit spricht? Dann spreche ich ihn darauf an, beschreibe, wie ich mich fühle und was ich mir wünsche. Ich gehe den Schritt auf ihn zu, den er braucht, um wieder auf mich zuzugehen oder andersherum.

 

Und dann sitzen wir das nächste Mal in einem Restaurant zusammen und reden den ganzen Abend über unsere Wünschen, Pläne und Anekdoten unserer unglaublich süßen und witzigen Kinder.

 

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